Unsere Pilgerreise im 2015

Vereinsfahne FOTO Ulrike Nitzschke

Eine Wanderung? Eine Wallfahrt? Eine ökumenische Begegnung? Wohl alles zusammen.

Den Hintergrund bildet die Legende der Geschwister Felix und Regula, die ihres christlichen Glaubens willen aus dem römischen Heer fliehen mussten, die Alpen überquerten und dann in Zürich, weil sie ihrem Glauben nicht abschwörten, ums Jahr 300 geköpft wurden. Daher gelten die beiden bis heute als die „Zürcher Stadtheiligen“. Das Zürcher Grossmünster ist die Grabkirche von Felix und Regula.

1.Tag

Zurück ins hinterste Glarnerland. Am Freitagmorgen treffen sich rund 25 Teilnehmende, die meisten aus dem Kanton, ein paar wenige aus dem Kanton Zürich, zum Start an der Quelle. Begrüssung durch Pfr. Josef Kohler, den alle „PePe“ rufen. Nach einem Zwischenhalt in der Kantine der Axpo und organisatorischen Hinweisen machen wir uns auf den Weg. Das Gepäck wird ins Begleitfahrzeug verstaut, das brauchen wir erst am Abend wieder. Nach dem Reisesegen geht es los. Erster Halt in der kath. Kirche Linthal. Nach einem weiteren Wegstück sitzen wir in der ref. Kirche Betschwanden. Pfr. Christoph Schneider, der ebenfalls mitwandert, erinnert daran, dass zurzeit auch andere Menschen unterwegs sind – Flüchtlinge. Mich beeindrucken diese Worte, etwas Passenderes hätte er wohl nicht sagen können! Mittagspause machen wir in einer Behindertenwerkstatt in Hätzingen.

Auf bequemen Wanderwegen erreichen wir Glarus. Oben auf der Burgkapelle machen wir nochmals Halt. Wie angenehm, wieder einmal zu sitzen und dem Orgelspiel von Christoph zuzuhören! Ein paar Lieder. Kurze Gedanken von Willi Hunziker. Und weiter geht’s. Die Strecke führt rechts der Linth durch ein Industriegebiet. Bald stehen wir vor dem Pfadiheim Netstal. Jene, die nicht nach Hause fahren, übernachten hier. Einfache Unterkunft, mehr braucht es nicht. Zuerst werden wir aber noch mit Fleischkäse und Kartoffelsalat verwöhnt, und vom Mittagessen ist noch Kuchen übrig. Leistung heute: gut 20 km.

2. Tag

Nach dem Frühstück gehen wir die paar Meter zum Bahnhof. Fahrt mit dem Zug von Netstal nach Ziegelbrücke. Damit sparen wir ein paar km, die wir nicht zu Fuss gehen müssen. Jene, die zuhause übernachtet haben, melden sich zurück. Die erste Etappe führt dem Linth-Kanal entlang. Bald stehen wir bei der Sebastianskapelle, die isoliert in den saftigen Matten der Linthebene zu stehen scheint. Der Gemeindeleiter von Schänis, Hr. Wüst, berichtet uns vom Hl. Gallus, denn wir stehen hier bereits auf St. Galler Boden. Es bleibt flach, und es wird heiss! Gegen Mittag erreichen wir das Schützenhaus Maseltrangen, wo uns die Wirtin bereits erwartet. Suppe, Kaffee, ausruhen. Einige legen sich für eine Viertelstunde ins Gras.

Es geht eben weiter Richtung Kaltbrunn. Hier wartet Pepe in seinem Fahrzeug einmal mehr auf die Wandergruppe. Ein Apfel oder ein Schluck Wasser tun gut! Doch jetzt ist fertig lustig. Hier beginnt der Aufstieg nach Gommiswald und zum Kloster Berg Sion. Ganz in der Nähe steht die Felix und Regula Kapelle, wo wir anhalten. Wir werden vom Gemeindeleiter, Hr. Peter, begrüsst, der auch die Geschichte der Kapelle erklärt. Beim Ausgang wartet die Sakristanin, Frau Sutter, mit selbstgemachtem Gebäck und kühlem Wasser.

Dank Föhn sehen wir weit über die Linthebene hinaus in die Glarner und St. Galler Berge. Prächtig, diese Sicht beim Abstieg nach Uznach! In einem Nebengebäude des Klosters St. Othmarsberg werden wir einquartiert. Im Vergleich zum Vortag eine luxuriöse Absteige. Heute waren wir weniger als 20 km unterwegs, doch die Höhendifferenz war beachtlich.

Sonntagmorgen, 3. und letzter Tag

Nach dem Gottesdienst in der Klosterkirche packen wir unsere Sachen und machen uns auf den letzten Abschnitt. Bis nach Schmerikon an den Schiffssteg sind es nur eine paar Kilometer. Einen Teil der Strecke gehen wir still. Bei der Aabachbrücke vor Schmerikon macht uns Hansruedi Simitz auf die Inschriften aufmerksam, die auf den Balken der gedeckten Holzbrücke stehen. Gedanken vom Weggehen und Heimkommen, vom Brücken schlagen, von Leben und Tod.

Nach knapp 3 Stunden auf dem Kursschiff erreichen wir Zürich. Vom Bürkliplatz zum Fraumünster ist es nur ein Katzensprung. Nachdem wir die berühmten Chagall-Fenster gesehen haben, zeigt uns Pepe die Malereien im zum Teil noch erhaltenen Kreuzgang des ehemaligen Frauenklosters. Gegen 17.00 Uhr bilden sich beim Hans Waldmann-Denkmal Gruppen von Gläubigen, die zum Teil in prächtigen Gewändern eine Prozession über die Brücke zur Wasserkirche anführen. Es sind orthodoxe und orientalische Christen verschiedener Gemeinschaften, die in Zürich und Umgebung zuhause sind. Nach einer Zeremonie bei der Wasserkirche geht es weiter ins Grossmünster. Nach einem rund 2-stündigen orthodoxen Gottesdienst treffen sich die Gläubigen noch zu einem geselligen Apéro bei der Wasserkirche.

Rück- und Ausblick. Es waren drei eindrückliche Tage. Danken möchte ich Pepe, Christoph, Barbara, Helene, Hansruedi und Willi und allen andern, mit denen ich unterwegs ins Gespräch kam. Schön wäre, wenn es gelänge, künftig noch zusätzlich ein paar Teilnehmende aus den Kantonen St. Gallen und Zürich zu gewinnen. Es ist ein Anlass, bei dem man weder besonders „religiös“ noch besonders „sportlich“ sein muss. Ich freue mich auf den Felix und Regula Pilgerweg Anfang September 2016.

Artikel von Heinz Haab